Das ist die Melodie des Zeitgeists: Dominante Beats, eingängige Hooks und Autotune wohl dosiert. Der Oberösterreicher Marco Pühringer alias MP The Kid ist als Produzent, Rapper und Sänger sozusagen der 3 in 1 Aufsteiger der Stunde. Mit seinem Debütalbum „Dreams from Above“ liefert der Eferdinger Urban Dance Music im 1950ies Style – changierend zwischen HipHop und Pop. Eine Plauderei mit einem erfahrenen Newcomer.

Fotos: Alexander Gotter

Wie beschreibst du deinen Musikstil?
Das fällt mir eigentlich immer sehr schwer, da ich mir kein Genre an sich auferlegen will. Müsste man das aber machen, dann wäre es eine Mischung aus Rap und Pop und das möchte ich auch behalten. Manchmal driftet es eher in die eine und manchmal in die andere Richtung.

Ist deine Musik autobiographisch?
Ja größtenteils schon.

„Menschen sollen ihre eigenen Geschichten in meine Songs hinein interpretieren.“

Du hast vor einiger Zeit „Dreams from Above“ veröffentlicht. Welche Geschichten erzählst du auf deinem Debütalbum?
Ich beschreibe größtenteils meine eigene Geschichte in der ich entscheide meine Träume zu verfolgen und all die Sachen die damit kommen. Das Ziel ist dabei aber immer die Songs so offen zu gestalten, dass die HörerInnen ihre eigenen Geschichten hineininterpretieren können bzw. sich beim Verfolgen ihrer eigenen Träume motiviert fühlen. Daneben finden aber natürlich auch noch andere Themen Platz, die in meinem Leben präsent sind.

Woher nimmst du deine Inspiration?
Sehr oft bin ich von neuer Musik, die ich höre inspiriert oder von Musikvideos an sich. Generell ist mir die visuelle Ebene auch wichtig. Ich habe eine Zeit lang versucht wer zu sein der ich nicht bin. Dann habe ich bei der Albumentstehung gemerkt, dass ich mich selbst nochmal besser finden muss. Dazu gehört eben auch die visuelle Ebene, denn mit Mode trägt man, so finde ich, sein Inneres nach außen. Wenn du dabei nicht im Einklang bist, sieht man das sicher als Außenstehender. Dennoch tut es gut, wenn man gewisse Andockpunkte hat. Viele MusikerInnen haben das ja in letzter Zeit gut mit den 90ern gemacht. Bei mir sind es da eher die 50er.

„Es beginnt immer mit dem Beat.“

Wie kann man sich deinen künstlerischen Arbeitsprozess vorstellen?
Es beginnt immer mit dem Beat. Da baue ich eine einfache Struktur, stelle mich vors Mic und beginne Melodien zu summen. Wenn nach einiger Zeit auch Wörter automatisch dazukommen, nehme ich die Idee auf und baue um diese ein Arrangement. Wenn es sich noch gut anfühlt versuche ich ein paar Zeilen für eine Strophe zu schreiben, die ich auch gleich aufnehme. Fühlt sich das alles immer noch gut an, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich aus der Idee auch ein fertiger Song entwickelt.

MP The Kid

Wie perfekt muss oder darf etwas sein?
Man kann es sicher übertreiben. Das ist bei mir auch sehr oft der Fall. Einen Song von „Dreams from Above“ habe ich zum Beispiel über 80ig mal abgemischt. Es muss sich dabei schon eingestanden werden, dass dabei eventuell was am Zauber des Songs verloren geht oder die HörerInnen den Unterschied sowieso nicht mehr merken. Aber wenn ich mich mal reingekopft habe, kann ich kaum mehr aufhören an einem Song zu feilen.

„Meine Musik ist stringent und reduziert.“

Du produzierst deine Songs alleine auf dem Laptop. Wie wichtig ist dir das Team rund um deine Musik?
Das Team ist mir sehr wichtig. Es ist einfach immer gut andere Meinungen einzuholen bzw. einen offenen Kanal für Inputs zu haben. Im Team sind nur sehr gute Freunde, die mich persönlich gut kennen. Dementsprechend können sie noch viel besser auf gewisse Punkte eingehen. Dazu kommt, dass man dadurch die Erfolge immer teilen kann. Wenn ich dabei keinen zum Teilen hätte würde es mir keinen Spaß machen.

Hast du künstlerische Vorbilder?
Ja, zu viele! Auch wenn Kanye West grad sehr fragwürdige Dinge tut, ist und bleibt er immer noch eine große Inspiration für mich. Das, denke ich, kommt vor allem von seiner Geschichte. Er hat auch als reiner Produzent begonnen und sich dann als Künstler selbst durchgesetzt. Aber es gibt natürlich noch viele mehr. Kid Cudi ist für mich eine Legende. G-Eazy hat mich auf der visuellen Ebene inspiriert, indem er gezeigt hat, wie man den klassischen Stil der 1950er Jahre in die Moderne holen kann.

Kommst du aus einer musikalischen Familie?
Ich würde sagen eher nein. Meine Eltern haben mich zwar sehr früh mit der Musik von z.B. Michael Jackson bekannt gemacht, aber selber waren sie nie in einer Band oder ähnliches.

Wann hast du begonnen dich mit Musik zu beschäftigen?
Das sieht man am Cover von „Dreams from Above“ (lacht).

Wie wichtig ist dir der Austausch mit anderen Künstlern in Bezug auf deine Musik?
Oh, das genieße ich sehr. Es driftet dann halt schnell in richtige Nerdtalks ab, aber genau das mag ich daran.

„Es ist wichtig, das Kind in sich zu behalten.“

Warum der Künstlername MP The Kid?
Für mich war es immer schon klar zur richtigen Zeit etwas an M.P. anzuhängen. Mit „The Kid“ wollte ich mir selbst einen Reminder setzen, der mich erinnert wie wichtig es ist, das Kind in sich zu behalten. Ich denke, das gilt für alle Menschen im kreativen Bereich.

Deine Erinnerung an den ersten Auftritt.
Der erste wirklich offizielle Auftritt war verrückterweise als Vor-Act von Twenty One Pilots im ausverkauftem Gasometer. Ich war bei den Stufen zur Bühne so nervös, dass ich kaum mehr stehen konnte. Wir waren eigentlich alle sehr nervös, also auch DJ und Drummer. Vorteilhafterweise legt sich ab den ersten paar Sekunden auf der Bühne immer ein Schalter in mir um und alles ist cool. Diesen Auftritt werde ich jedenfalls sicher nie vergessen.

MP The Kid

Welche Ausbildung hast du absolviert?
Ich habe letztes Jahr mein Masterstudium für Medienmanagement abgeschlossen.

Welche eigenen Lieder magst du am liebsten?
Ich höre meine eigenen Lieder eigentlich nicht so oft. Im Moment würde ich aber „Black Jacket“  sagen. Dazu wird auch noch ein Video gedreht.

Hast du immer noch Lampenfieber vor einem Auftritt?
Ja, meistens schon.

Hast du einen Plan B zur Musik?
Das wäre dann studiengerecht sicher etwas im Bereich Marketing. Sollte es nicht mehr mit der eigenen Musik laufen, werde ich auf alle Fälle immer auf der Produzentenseite weiterarbeiten. Jetzt liegt der Fokus jedenfalls mal auf Musik.

Wie beurteilst du die österreichische Musikszene?
Beeindruckend. Ich finde es echt krass, wie viele Acts hochqualitativen Output liefern – und das auf allen Ebenen. Man macht auch viele tolle Bekanntschaften – vor allem in Wien, weil hier irgendwie alle landen

„Kenne deine Stärken.“

Welchen Rat möchtest du jungen Musikern mit auf ihren Weg geben?
Puh, das ist schwierig für mich, da man – finde ich –  den besten Rat im Learning by Doing selbst findet. Wenn ich jedoch jetzt was sagen müsste, dann: Sucht euch ein Team, kennt eure Stärken, wisst wo es hingehen soll und – ganz wichtig – vergesst nicht Spaß dabei zu haben.

Du kommst aus Eferding, lebst aber in Wien. Bist du noch oft in Oberösterreich?
Ja, ich bin schon regelmäßig in der Heimat. Das ist für mich ein super Ausgleich zur Stadt. Der Besuch bei meinen Eltern ist mir wichtig und außerdem habe ich dort auch gute Freunde, die im Umkreis leben.

Was magst du an Wien?
Die Vielfalt, die Internationalität, die Möglichkeiten und die Architektur.

Was nervt dich an Wien?
Der Wind! (lacht)

An welchen Orten findet man dich in Wien?
Leider nicht mehr im Cafe Leopold, die haben ja als Club geschlossen. Das war eine meiner Lieblingslocations in Wien. Es gibt aber natürlich auch andere, z.B. das Mon Ami.

Welche konkreten Pläne hast du?
Mein Ziel ist es klar die Marke MP The Kid stärker auf die internationale Bildfläche zu bringen. Daran wird in nächster Zeit gearbeitet.

Welche Erinnerung hast du an deine Fahrschulzeit?
Die Anspannung vor der Prüfung. Die ist mir noch ganz klar in Erinnerung (lacht).

Bist du beim ersten Mal durchgekommen?
Ja

Cruisen oder lieber Gas geben?
Ganz klar cruisen!

Was nervt beim Autofahren?
Schlechte Sicht..

Fluchst du beim Autofahren?
Ja.

Auto besitzen, Carsharing, Fahrrad oder Öffis?
Öffis.

Welches Auto fährst du privat?
Das meiner Eltern, wenn ich in Oberösterreich bin.

Ist alternative Mobilität ein Thema für dich?
Ich denke, es muss langfristig in diese Richtung gehen.

Welche berühmte Persönlichkeit hättest du gerne bei einer langen Autofahrt an deiner Seite?
Hmmm… Pharrell Williams wär cool. Da würde es dann sicher viel Producer-Nerdtalk geben.

Die persönliche MP The Kid Top-10-Tracklist für die Autofahrt:

  1. Drake – Miss Me ft. Lil Wayne
  2. Kid Cudi – Mojo So Dope
  3. ASAP Rocky – Peso
  4. G-Eazy – Calm Down
  5. Kanye West – Gorgeous ft. Kid Cudi & Raekwon
  6. Sheck Wes – Mo Bamba
  7. RIN – Blackout
  8. Post Malone – White Iverson
  9. Joji – Yeah Right
  10. Erik Satie – Gymnopédie No.1

MP The Kid

Bürgerlicher Name: Marco Pühringer
Ausbildung: Masterstudium Medienmanagement
Debütalbum: „Dreams from Above“ 2018, Label futuresfuture
Nominierungen: 2016 & 2017 FM4-Preis / Amadeus Austrian Music Awards
Erste Veröffentlichungen: „Perfect Song“, „Good Life“
Kooperationen mit: Leyya, mavi phoenix