Happy Päppi ist tot. Es geht ums Überleben.
Morbid und selbstzerstörerisch. Verklärt und doch wieder versöhnt. Voodoo Jürgens gehört schon jetzt zum festen Inventar der neuen Austro-Liedermacher. Er ist in Tulln geboren. Wurscht. Wien hat sein neues Original. Einen Meister der Schauerballade.
Fotos: Alex Gotter
movin4LIFE: In deinen Liedern steckt die Melancholie vieler Wiener Verlierertypen. Wie viel von dir persönlich steckt in Voodoo Jürgens?
Voodoo Jürgens: Ich glaub jeder hat seine eigene Wahrheit. So gesehen ist alles wahr.
Wie bist du auf den Künstlernamen gekommen?
Ein Künstlername braucht etwas Gefährliches und etwas Liebliches.
Ich hab nicht lang überlegt, der Name ist mich angesprungen.
Früher warst du Sänger und Gitarrist der Band die Eternias. Wann hast du mit der Musik begonnen?
Die Band habe ich mit 16 gegründet.
„Ich wird mit jedem Tag ein bissl mehr Voodoo.“
War deine Kindheit von Musik geprägt?
Meine Eltern waren begeisterte Blockflötenspieler. Schon als Kind sind
wir im Sommer rumgereist und haben die Leute mit unseren Flötenspiel begeistert.
Du bist in Tulln aufgewachsen und lebst heute in Wien. Was magst du an dieser Stadt?
Ich mag die Beisln, die Leut ́ und die Friedhöfe.
Was war dein erster Eindruck von Wien?
Hermes Phettberg am Karlsplatz aufs Klo gehen sehen. Oarg!!! So etwas prägt.
Abgesehen von deinem Stammlokal Café Voodoo in Wien-Neubau,
wo bist du sonst noch anzutreffen?
Meistens in der Nacht in Lokalen. Beruflich natürlich.
Hast du musikalische Vorbilder?
Lee Hazlewood.
Welches deiner eigenen Lieder magst du am liebsten?
Immer das Neuste.
Wo und wie arbeitest du?
Zuhause mit der Schreibmaschine.
Was braucht es, um einen guten Liedtext zu verfassen?
Eine gute Geschichte und Ruhe.
Ist deine Musik zeitlos?
Das müssen andere beurteilen.
Welches Wiener Original spricht dich am meisten an?
Helmut Qualtinger.
Wenn du nicht Musiker geworden wärst, was dann?
Arm.
Hast du einen klassischen Brotberuf erlernen müssen?
Ja, Konditor.
Deine Erinnerungen an deinen ersten Auftritt:
Mexikanisches „All you can eat“- Buffet. Top Stimmung.
Wie hast du den Erfolg von deinem ersten Studiowerk „Heite grob ma Tote aus“ erlebt?
Freudig bis jetzt. Ist doch schön, wenn‘s den Leuten gefällt.
Hat die Bekanntheit von Voodoo Jürgens dein Privatleben verändert?
Ich werd mit jedem Tag ein bissl mehr Voodoo. Also ja.
„Mein erster Eindruck von Wien? Hermes Phettberg am Karlsplatz aufs Klo gehen sehen.“
Wie beurteilst du die österreichische Musikszene?
Im Untergrund brodelt es wie immer. Manchmal kommt etwas nach oben. Gibt viel cooles Zeug.
Was macht den neuen Austropop aus?
Weiß ich nicht, vielleicht der Wille nicht nach Austropop klingen zu wollen? Aber nix gegen Danzer und Co.
Gibt es einen Prominenten, mit dem du gern mal im Beisl sitzen würdest?
Mit Bob Dylan im Beisl stell ich mir schon leiwand vor.
Dein Debutalbum erscheint im Herbst auf Fuzzmans Lotterlabel. Hast du schon einen Namen dafür gefunden?
Ansa Woar
Machst du dir Gedanken über die Zukunft?
Nicht wirklich. Ich versuche eher das hier und jetzt zu meistern.
Du besitzt keinen Führerschein. Warum nicht?
Was nicht ist kann noch werden. Ich hätt eh gern einen :).
Wie kommst du von A nach B?
Mit C.
Nervt dich der Verkehr in der Stadt?
Naja, Parkplatz suchen in Wien ist nerviger.
Eine Erinnerung an eine Autofahrt, als du noch klein warst:
Ich hab als Kind immer gern im Auto geschlafen. Motorengeräusche beruhigen mich bis heute.
Die Voodoo Top-10 Tracklist für unterwegs
- Velvet Underground / Run, run, run
- Bob Dylan / Don´t think twice, it´s allright
- Tom Waits / Burma Shave
- Moldy Peaches / Downloading porn with Davo
- Ornette Coleman / Lonely Woman
- Einstürzende Neubauten / Die Befindlichkeit des Landes
- Die goldenen Zitronen / 0:30 gleiches Ambiente
- Tiger Lillies / The Story of the Man that went out shooting
- Towens van Zandt/ Waiting ´round to die
- Skeeter Davis / End of the World
Voodoo Jürgens – INFO
Bürgerlicher Name: David Obenaus
Geburtsdatum: geheim
Geburtsort: Tulln, NÖ
Erster Studiosong: „Heute grob ma Tote aus“
Debütalbum: „Ansa Woar“ 2016
Bands: „Die Eternias“ und „K.U.N.T.Z“