Das Wiener Duo Fuzzybrains führt uns mit psychedelischen Klängen auf eine hypnotische Reise. Mit verwaschenem Dream Pop schaffen sie es mühelos, die Schwerelosigkeit zu übersetzen. Eine Plauderei mit Benjamin Steiger über alltägliche Gefühle und ein schon jetzt erfolgreiches Debüt.

Interview: Elisabeth Patsios         Fotos: Fuzzybrains, Victor Moye-Noza, Michael Schulte

 

Seit wann gibt es Fuzzybrains?
Wir haben einander über den Freundeskreis kennengelernt und Anfang 2021 begonnen, gemeinsam Musik zu machen. Die Songs sind dann in unseren Wohnzimmern entstanden.

Foto: Victor Moye-Noza

Foto: Victor Moye-Noza

„Unsere Songs gleichen vertrauten Gesprächen.“

Daraus habt ihr gleich ein erfolgreiches Debütalbum bei Seayou Records zusammengestellt. Worum geht es in euren Songs?
Inhaltlich gleichen die Songs oft vertrauten Gesprächen. Es geht um alltägliche Gefühle. Um Schwäche, Ängste und Beziehungen, aber nicht nur um romantische. Es geht um Trauer, Überforderung und um die vielen Zwickmühlen, in die man leicht gerät.  Es geht um überzogene Erwartungen des Elternhauses und wie es ist, ihnen zu entkommen. Es geht aber auch um banale Zukunftsangst in einer auf ökonomisch Erfolg getrimmten Gesellschaft. Es ist also durchaus Gesellschaftskritik dabei.

Woher kommt die Inspiration dafür?
Von Dingen, die ich oder wir erlebt haben oder von Themen, in die wir uns hineingedacht haben. Es ist also nicht alles autobiographisch motiviert.

Foto: Victor Moye-Noza

Foto: Victor Moye-Noza

„Distanz bringt Klarheit und innere Ruhe.“

Trotz all dieser schweren Themen strahlen eure Songs Zuversicht aus.
Wir wollen uns Problemen und Ängsten nicht einfach hingeben, sondern Wege aufzeigen mit Schwierigkeiten umzugehen. Ein gutes Beispiel ist der Song The less I know. Damit zeigen wir, dass befreundet zu bleiben nach dem Ende einer romantischen Beziehung oder auch gerade, wenn man im Guten auseinander geht, nicht immer die beste Idee ist. Eine gewisse Distanz bringt Klarheit mit sich und innere Ruhe. Wir haben keine Angst Verwundbarkeit zu zeigen und bleiben in unserer Musik dennoch positiv und optimistisch.

Foto: Victor Moye-Noza

Foto: Victor Moye-Noza

„Wir haben keine Angst Verwundbarkeit zu zeigen.“

Du warst früher Bassist bei der Band CULK und hast ab 2020 allein weiter gemacht. Wie hat sich das angefühlt?
Über Jahre habe ich mir Equipment zusammengekauft, damit ich daheim Musik nur für mich aufnehmen kann. Es war ursprünglich gar nicht zum Veröffentlichen gedacht, sondern einfach, weil es mir viel Spaß macht. Dann habe ich begonnen, engen Freunden meine Musik zu zeigen. Wir haben da eine Gruppe, wo jeder seine kreativen Dinge, die er gerade tut, reinstellen und sich Feedback holen kann. Erst danach hatte ich den Mut, es Amalia zu zeigen und zu fragen, ob wir etwas gemeinsam machen wollen.

Du hast dich überwunden…
Musik zu machen ist ein sehr persönlicher Prozess und man gibt sehr viel von sich her. Wenn ich etwas Neues mache, brauche ich große Überwindung, weil ich mich mit anderen vergleiche. Macht man den ersten Step und bekommt gutes Feedback, dann geht es schon leichter.

Vor allem, wenn man sich auch selbst im Radio hört, was euch sofort gelungen ist.
Sich selbst im Radio zu hören ist das Absurdeste überhaupt! Es ist einfach crazy die eigene Musik plötzlich auf FM4 zu hören. Das ist voll das Lob und die Bestätigung, dass man etwas richtig macht. Es ist ungewohnt, aber cool, wenn fremde Leute plötzlich Interesse an einem haben.

„Manche nennen es Dream Pop.“

Wie beschreibst du euren Musikstil?
Ich höre den Unterschied zwischen unseren ersten und letzten Songs. Unser Stil hat sich mit der Zeit entwickelt, ist aber nie auf etwas festgelegt. Das ist auch nicht wichtig für uns. Wir machen einfach was wir cool finden und uns so einfällt. Manche nennen es Dream Pop. Verwaschener Dream Pop gefällt mir noch besser.

Warum der Bandname Fuzzybrains?
Weil er so gut zu Amalias Locken passt.

Foto: Michael Schulte

Foto: Michael Schulte

„Unsere Musik ist ein ständiges Ausprobieren.“

Wie läuft euer Songwriting ab?
Ich produziere die Musik, nehme instrumental alles selbst zuhause auf und dann zeige ich es Amalia. Dann schreibt sie einen Text oder wir tun es gemeinsam.

Seid ihr euch denn immer einig?
Eigentlich schon. Im Endeffekt haben wir eine recht ähnliche Vorstellung von Musik. In jedem Fall schätze ich Amalias Feedback. Manchmal übernehme ich es, manchmal auch nicht.

Ihr habt beide Jobs neben der Musik.
Es wäre natürlich cool nur von der Musik leben zu können, aber das geht noch nicht. Ich habe Journalismus studiert und arbeite beim ORF im Social Media Bereich. Amalia arbeitet beim Film als Kostümassistenz. Daher haben wir trotz Albumveröffentlichung aktuell keine Zeit live zu spielen. Aber das holen wir im Frühling nach. Zwischenzeitlich haben wir auf YouTube ein Live-Video veröffentlicht.

Hast du musikalische Vorbilder?
Das ändert sich von Jahr zu Jahr, von Monat zu Monat oder von Woche zu Woche. Aber ich habe natürlich Musik, die ich gerne höre wie zum Beispiel Dayglow. Aktuell habe ich gerade eine arge The-1975-Phase.

Kannst du dich noch an deine Zeit in der Fahrschule erinnern?
Vor allem an meine Prüfungsfahrt. Ich war zuvor noch nie so aufgeregt. Mein Bein hat beim Einparken gezittert. Ich bin sehr vorsichtig gefahren, sodass der Lehrer extra Gas gegeben hat, damit ich auf 30 km/h Geschwindigkeit komme. Der Prüfer hat es nicht gemerkt und ich bin durchgekommen.

Wie schätzt du dich als Autofahrer ein?
Ich bin immer noch ein sehr vorsichtiger und defensiver Fahrer. In der Stadt ist das Auto die Ausnahme für mich. Früher hatte ich einen alten Opel Kadett, aber der ist irgendwann kaputt geworden. Ein eigenes Auto brauche ich nicht, ich fahre generell Rad oder Öffis. Ein Auto brauche ich nur, wenn ich sonst wo nicht hinkomme oder Instrumente transportieren muss. Dann nehme ich ein Carsharing Auto.

Foto: Fuzzybrains, Victor Moye-Noza

Foto: Fuzzybrains

„Autofahren ist entweder ur langweilig oder ur stressig.“

Deine absoluten Dont´s im Straßenverkehr?
Stress. Nur weil der Verkehr kurz steht und man nicht vorbeikommt, braucht man nicht die Ruhe verlieren Das schafft nur Aggression. Als Radfahrer habe ich schon oft schlechte Erfahrungen mit Autofahrern gemacht. Meist gibt weder eine Spur noch einen gesicherten Weg, daher ist Radfahren in der Stadt immer noch mit einem hohen Risiko verbunden. Generell stört mich am Autofahren, dass es entweder ur langweilig oder ur stressig ist. Wenn mich wer schneidet ist das auch nicht geil. Es gibt halt so viele Egos auf der Straße…

INFO: FUZZYBRAINS
Band: Seit 2021
Members: Benjamin Steiger (29), Amalia Hauser (21)
Debüt-Album: “The less I know” (2022)
Instagram: fuzzybrainsmusic