Mystisch-magische Sounds für die Ewigkeit, die gerade erst begonnen hat: Gleich das erste Demoband bescherte dem Wiener Geschwister-Quartett Wallners einen Major-Vertrag bei Universal. Ein Gespräch mit Laurenz Wallner über die unverwechselbare Musik der Familien-Bande.
Interview: Elisabeth Patsios Fotos: Universal Music, Wallners, Tim Cavadini
Vier Geschwister in einer Band – das ist keine alltägliche Konstellation.
Gemeinsam Musik zu machen war für uns immer schon das Normalste der Welt. Jeder hat dabei sein Ding gemacht. Anna hat gesungen und wir Brüder haben Klavier und Gitarre gespielt. Sehr früh haben wir begonnen Songs zu schreiben und haben daher von Anfang an unser eigenes Zeugs gespielt. Dann war die Schule aus und jeder hat ein Studium begonnen, bei mir war es Design. Aber im Grunde wollten wir viel lieber Musik machen und haben einfach nicht aufgehört Songs zu schreiben. Die Challenge war dann nur sie auch fertig zu machen.
Seit wann hat die Musik Priorität in eurem Leben?
Ich glaube, es war der Moment als ich mein Studium hingeschmissen und beschlossen habe, nur noch Musik zu machen. Und zwar gescheit. Keiner von uns ist von der Musik losgekommen und von da an haben wir begonnen gezielter zu arbeiten. Nicht länger wischiwaschi, sondern Sachen auch fertig machen. Darum ist es am Anfang gegangen. Wir haben Demos gemacht, der Label-Deal war nicht geplant. Zwei Songs waren fertig und ich habe nicht gewusst wohin damit. Anna und Nino haben die Demos spontan an verschiedene Labels geschickt, ohne dass sonst jemand davon wusste.
Die Antwort kam schneller als erhofft.
Am selben Abend hatten wir bereits ein Antwortmail von Universal mit dem Angebot uns unter Vertrag zu nehmen. Wir haben damals noch alle in der Nähe vom Schwarzenbergplatz zusammengewohnt, sind dann am nächsten Tag einfach die 500 Meter zu Universal rüber spaziert. Es war ein sehr angenehmes Treffen.
Stammt Ihr aus einem musikalischen Elternhaus?
Ja. Unser Vater hat ein Klaviergeschäft und so hatten wir immer ein Klavier in der Wohnung. Ich bin der Einzige, der Klavier weiter gemacht hat, die anderen Gitarre, Trompete, Bass und Anna Gesang. Es war immer natürlich für uns, Musik zu machen. Die Eltern unterstützen uns voll, sind offen und finden cool, was wir machen.
„Es vergeht manchmal ein ganzes Jahr, bis ein Track fertig ist.“
Wie funktioniert Euer Songwriting?
Es ist ein längerer Prozess. Es gibt erste Vibes oder Lyrics – vor allem von Anna. Meine Brüder und ich kommen mit Akkorden und geben die Grundstimmung vor. Dann steht das Basicding. Von da an braucht es ewig. Wir hören es gemeinsam immer wieder an, brauchen aber auch Zeit, um es nicht mehr anzuhören. So vergeht manchmal ein ganzes Jahr, bis ein Track fertig ist.
Bis vor kurzem habt ihr noch im Elternhaus geprobt, in Eigenregie aufgenommen und produziert.
Wir hatten im Elternhaus ein kleines Zimmer am Dachboden. Dort konnten wir Krach machen, aber jetzt richten wir uns gerade ein neues, eigenes Studio ein.
„Unsere Lieder wurden auch schon in Japan gestreamt.“
Ihr habt mittlerweile über 270.000 monatliche Hörer auf Spotify. Gibt es ein Erfolgsrezept?
Wir haben alle unterschiedlichen Ansichten. Es geht sich aber gut aus, dass jeder seinen Part hat und bislang war es so: Wenn es einem gefällt, gefällt es den anderen meistens auch. Wenn nicht, merkt man schnell, dass es wirklich nicht so gut ist. Es ist cool, auch in anderen Ländern gehört zu werden. Unsere Lieder wurden unter anderem auch in Japan gestreamt.
Wie beschreibt Ihr Euren Musikstil?
Am liebsten gar nicht. Was es ist weiß ich eigentlich nicht, daher tu ich mir schwer das zu beschreiben. Wir machen jedenfalls was uns gefällt.
Wie war es, die eigenen Songs zum ersten Mal im Radio zu hören?
Surreal. Wir haben lange nur für uns selbst Musik gemacht, haben niemanden etwas davon vorgespielt. Es war dann fast befreiend, dass unsere Musik auch andere hören. Wir haben den Vertrag mit Universal unterschrieben, dann kam die Coronawelle. Es veränderte sich nicht viel für uns und dann liefen die Songs plötzlich im Radio. Wir arbeiten nach wie vor relativ abgeschieden vom Rest und machen einfach unser Ding. Im Gegensatz zu früher bekommen wir aber jetzt auch Feedback von außen.
Auch auf euren ersten Live-Auftritt musstet ihr lange warten.
Unseren ersten Auftritt hatten wir erst im vergangenem März. Es war relativ viel Arbeit. Es war komisch, Songs, die wir vor so langer Zeit geschrieben haben, live zu spielen. Das ist noch einmal was ganz was anderes.
Wie ist es gelaufen?
Wir haben im Hernalser Reaktor gespielt. Soundmäßig war es schwierig, weil es dort stark hallt. Technisch hat nix funktioniert. Trotz allem war dieser first step fürs uns alle sehr cool. Und wir freuen uns schon auf den nächsten Auftritt.
Verbringt ihr auch abseits der Musik Zeit miteinander?
Ja, wir verbringen abseits der Proben sogar viel Zeit miteinander. Jeder braucht natürlich Freiraum. Früher haben wir auch zusammengewohnt, dann kam Corona und die Lockdowns. Da tritt man sich irgendwie auf die Füße. Jeder hat jetzt sein eigenes Zuhause. Aber meine Brüder und ich machen immer noch viel Sport zusammen.
Habt ihr musikalische Vorbilder?
Immer wenn die Frage kommt, fällt mir nichts ein. Jeder bei uns hat einen unterschiedlichen Musikgeschmack. Nino hat lauter Gitarrenvorbilder. Er hatte eine arge Jimmi-Hendrix-Phase. Ich habe früher zum Beispiel viele Oldies gehört, aber auch klassische Musik. Welche Musik man gerne hört, ändert sich auch mit der Zeit. Ich höre jetzt Sachen, die ich vorher nicht gehört habe.
„Wir sind nicht unbedingt Fans von Social Media. Man schaut dauernd drauf und das beeinflusst den kreativen Prozess.“
Seid Ihr auf Social Media sehr aktiv?
Bei uns hatte vorher keiner Instagram. Wir haben den Account nur für die Band gemacht. Wir sind sehr faul – sind nicht unbedingt Fans davon. Man schaut dauernd drauf und das beeinflusst den kreativen Prozess dann schon. Als Kommunikationsdings kann man es nutzen, aber irgendwie will das keiner wirklich bei uns. Es ist zwar lässig, wenn man Messages mit positivem Feedback kriegt, aber es geht ja nicht darum, jemanden zu beeindrucken. Man muss da eine gewisse Distanz bewahren. Wir wollen Musik machen, um Musik zu machen und nicht um Clicks zu generieren.
„Wir wollen Musik machen, um Musik zu machen und nicht um Clicks zu generieren.“
Hast du einen Führerschein?
Ja, wir haben ihn alle. Nur ich bin bei der praktischen Prüfung beim ersten Mal durchgeflogen. Ich habe auf einer Kreuzung den Rechtskommenden ignoriert, wollte noch Gas geben. Es wäre sich zwar ausgegangen, aber die Fahrlehrerin hat das anders gesehen und abgebremst. Anna hat den L17-Führerschein gemacht mit Familie im Auto. Das war recht stressig, daher habe ich die klassische Variante gewählt. Offenbar mit zu wenig Fahrstunden, aber beim zweiten Anlauf habe ich es dann geschafft.
Wie seid Ihr in Wien unterwegs?
Max und ich fahren immer mit dem Radl, die anderen sind mit den Öffis unterwegs.
„Freiheitsgefühle habe ich nie mit einem Auto verbunden.“
Ist Autofahren ein Thema?
In Wien ist man eh flexibel unterwegs. Keiner von uns hat ein eigenes Auto, aber wir können das alte Auto unseres Großvaters als Geschwisterauto nutzen. Will man mal aus Wien raus, ist das natürlich praktisch. Freiheitsgefühle habe ich aber nie mit einem Auto verbunden.
Dein persönliches No-Go im Straßenverkehr?
Ich gehe sehr schnell und immer, wenn Leute langsam vor mir gehen, werde ich ganz zappelig. Ansonsten bin ich mit dem Radl oft selbst oft schnell unterwegs und da musste ich schon manchmal Strafe zahlen.
Fluchst du auch?
Wenn ich ein Radticket kriege, fluche ich schon.
Wenn hättest du gerne bei einer langen Autofahrt an deiner Seite?
Einen guten Formel-1-Fahrer. Wenn ich schon die Chance dazu habe, sollte aber er mich mitnehmen J.
INFO: Wallners
Geburtsort: Wien
Geschwister: Laurenz & Anna (25; Zwillinge), Max (23), Nino (20)
Musikstil: Indie
Label: Universal Records
Debüt-Single: „In my mind” (2020)
Debüt-EP: „Prolog I” (2021)
Lyrics: Anna, Laurenz
Lieblingsband: Daft Punk
Hobbys: Ballsportarten