Ihre Beats erzeugen Resonanz und die Lust den Moment wieder einmal so richtig zu genießen. Der Niederösterreicher Dan Kaho und der Kärntner Feliks Gau servieren als Newcomer-Band Bagage eine herrlich frische Mischkulanz aus Indie, Alternative Pop und Techno.

Interview: Elisabeth Patsios Fotos: Bagage / Sebastian Gansriegler

movin4LIFE: Ihr habt 2019 eure Debüt-EP „bright future“ herausgebracht und bald darauf euren ersten Song auf FM4 gehört. Was war das für ein Gefühl?
Dan: Wir hatten FM4 nebenbei laufen und plötzlich haben wir unseren Song Trap gehört und konnten es nicht glauben. Die Moderation zuvor hatten wir gar nicht registriert und erst danach in der Mediathek angehört.

Wie beschreibt ihr euren Musikstil?
Felix: Indie-Electronic-Pop oder einfach: Musik, die uns und andere begeistern soll.
angefangen gemeinsam Musik zu machen.

„KLISCHEES BEGEGNEN WIR GERNE MIT IRONIE.“

Wie seid Ihr auf den Bandnamen Bagage gekommen?
F: Der Name fasst das Gruppendenken schön zusammen. Die Bagage ist eine Familie. Das sind nicht nur wir beide, sondern auch die Gastmusiker, Fotografen und alle, die uns unterstützen. Vor Konzerten sind wir allerdings schon als Gepäck (engl. baggage) angekündigt worden. Das ist mittlerweile einer unserer Standard-Schmähs.

Eure Erinnerungen an den ersten Auftritt?
D: Unsere Feuerprobe haben wir in Wien Ottakring erlebt. Damals ging alles schief, was nur schief gehen kann. Das Setup war nicht durchdacht, die Technik hat nicht funktioniert und meine Nerven lagen blank.

F: Wir haben damals vieles zum ersten Mal gemacht. Das hat eine ungeheure Spannung erzeugt. Den Soundcheck mussten wir vor Publikum machen. Ich dachte mir, schlimmer kann es nicht mehr werden.

Habt ihr seither Lampenfieber?
D: Wir haben dazu gelernt und mittlerweile wissen wir genau was wir machen. Wir gehen entspannt auf die Bühne und können den Moment genießen.

„WIR SIND KEINE UPGESPACETEN DUDES, SONDERN GEFÜHLSBETONTE MENSCHEN.“

Tauscht Ihr Euch auch mit den Fans aus?
D: Ja klar, wir sind ja keine upgespaceten Dudes, sondern sehr gefühlsbetonte Menschen. Letztens hatten wir im Rhiz unseren ersten Coldplay Moment – es haben nur die Fans gesungen und wir nicht. Das hat uns richtig bewegt.

Welcher eigene Song ist für euch besonders emotional?
F: Eindeutig „African“. Es ist aus einer sehr emotionalen Situation, einem unserer bisher schlimmsten Momente entstanden. Wir waren bei einer Demolistening-Session – ein Event wie Starmania, nur ohne Publikum – und wurden von einer Fachjury extrem geroasted. Das hatte nichts mehr mit konstruktiver Kritik zu tun. Ein Produzent kommentierte unsere Single „Westside“ mit den Worten: „Der Song ist so schlecht gesungen, das wäre nicht einmal okay, wenn das ein geflüchteter Afrikaner singen würde.“ Unsere Antwort darauf war innerhalb einer Stunde da: es war „African“. Mittlerweile haben wir den dazugehörigen Kurzfilm „Defamation of Personality“ gedreht, in dem es um ein gemeinsames, gleichwertiges Miteinander unter allen Menschen geht.

Wie habt ihr euch kennen gelernt?
F: Wir waren beim Frequency Festival Zeltnachbarn und hatten dasselbe T-Shirt an. Ein halbes Jahr später haben wir uns wieder getroffen und am Valentinstag einen Vertrag zur Bandgründung auf einem Post-it geschlossen.

Welche Ausbildung habt ihr?
F: Ich studiere in Wien an der BOKU (Universität für Bodenkultur) Kulturtechnik und Wasserwirtschaft.

D: Ich pendle nach Linz und studiere an der Kunstuni Graphikdesign und zeitbasierte Medien.

„ES GEHT UNS NICHT DARUM UMSATZ ZU GENERIEREN.“

Wie perfekt muss etwas sein?
D: Wir wollen es so machen, wie wir es machen wollen. Und es ist auch nicht unbedingt notwendig davon leben zu können. Natürlich wäre es schön, aber es geht uns nicht darum Umsatz zu generieren. Wir machen einfach gerne Musik.

Gibt es künstlerische Vorbilder?
F: Nein. Aber es gibt vieles, was uns inspiriert und abholt wie die englische Band Bonobo. Auch die Techno-Szene Berlin finde ich ganz toll. Berlin ist ja die Hauptstadt des Techno und dort werken viele Gruppen und Kollektive, die man sofort an ihrer Musik erkennt. Und ja, das funktioniert auch bei Musikstilen wie Techno 😉

D: Ich höre gerne auf Texte und zwar genre-unabhängig. Funk, Blues und Soulmusic, das ist meine Ecke.

Kommt Ihr aus einer musikalischen Familie?
F: Meine Mutter spielt Gitarre, mein Vater Cello. Das hatte zwar keinen so großen Einfluss auf mich, aber auf sie. Denn so hatten sie immer Verständnis für mein Interesse an Musik.

D: Kurz nachdem ich sprechen gelernt habe, hat meine Mutter begonnen mit mir zu singen. Später war sie es, die mir die ersten Griffe auf der Gitarre gezeigt hat.

„UNSERE LYRICS SIND DAS WORT GEWORDENE GEFÜHL, DAS WIR IM BAUCH HABEN.“

Wie funktioniert Eure künstlerische Zusammenarbeit?
D: Es ist jedes Mal ein erstes Mal. Wir haben gelernt, dass wir ehrlich zueinander sein müssen um voran zu kommen. Wir müssen uns richtig reinfallen lassen können, dann erst kommen die Lyrics. Sie sind das Wort gewordene Gefühl, das wir im Bauch haben.

Wie wichtig sind Soziale Medien?
F: Du musst was raushauen. Ohne geht es nicht. Die Popkultur ist sehr schnelllebig und es braucht heutzutage mehr als Musik.

Welche Erinnerungen habt ihr an die Fahrschulzeit?
D & F unisono: Wir haben es gleich beim ersten Mal geschafft .

D: Während der L17-Ausbildung habe ich immer mit meinem Opa Einparken geübt. Das kommt mir jetzt zugute, da das Einparken mit unserem Tourbus nicht gerade leicht ist.

F: Ich habe die Fahrschule als Crashkurs im Kopf. Es hat mich zu Beginn überfordert, vom geschützten Parkplatz direkt auf die Straße zu fahren. Dann ging es und ich habe den A-Schein auch noch gemacht.

Eure größten Verkehrssünden bisher?
D: Falschparken. In Wien ist es echt zach mit dem Parken.

Welches Auto fährt ihr aktuell?
D: Unseren Tourbus, einen VW T4. Bis vor ein paar Monaten brachte er uns verlässlich zu allen Konzerten. Damals waren wir auf dem Weg nach St. Pölten als
auf der Autobahn der Motor abgestorben ist. Der Bus voll mit Equipment für das Konzert am Abend. Da sind wir hektisch geworden. Mein Bruder hat uns dann sein Auto geborgt, das einen Tag später am Rückweg einen Reifenplatzer hatte. Letzten Endes sind wir mit dem Zug nach Hause gefahren.

Wie sieht Euer Mobilitätsmix aus?
F: Im Sommer fahren wir fast ausschließlich mit dem Rad oder den Öffis. Wir haben Jahreskarten und kommen in Wien mit den Öffis überall hin. Nur für Gigs brauchen wir den Bus. Carsharing haben wir noch nie ausprobiert, interessiert uns aber nicht.

Flucht ihr im Auto?
D: Ich habe ganz vergessen, zu welchem Menschen ich hinter dem Steuer mutiere. Man glaubt, man sei perfekt und aller anderen nur Häusln.

NoGos im Straßenverkehr?
D: Nicht blinken und konstant langsam auf der Überholspur fahren.

Wie geht es mit Bagage 2020 weiter?
D: Es passiert gerade wahnsinnig viel in unserem Proberaum. Sicher ist, dass wir noch vor dem Sommer unsere nächste Single herausbringen werden. Es wäre schön, auch einmal im Ausland zu spielen. Auf dieses nächste erste Mal freuen wir uns.

Welche Persönlichkeit hättet ihr gerne bei einer Autofahrt an deiner Seite?
D: Neils Frahm. Er ist ein großartiger Pianist und hat eine sehr ruhige Stimme. Das stelle ich mir bei einer längeren Autofahrt angenehm vor.
F: Den kanadischer Rapper Mac DeMarco. Er ist ein extrem lustiger Typ. Da schläft man sicher nicht ein.
D: Da würd ich doch auch gern hinten mitfahren.

Die persönliche Bagage Top-10-Tracklist für die Autofahrt:

1. Casio / Jungle
2. Birthday Card / Nick Murphy
3. Calling out / Sophie Lloyd
4. Gamesofluck / Parcels
5. Delorean Dynamite / Todd Terje
6. Dive / Blondage
7. Autonom / Deichkind
8. Ugly / Marco Kleebauer
9. New Song / Warpaint
10. Rattlesnake / King Gizzard & the Lizard Wizard

BAGAGE

Dan Kaho, 1995, Biberbach, NÖ
Feliks Gau / 1994, Pörtschach am Wörthersee, Kärnten
Band Gründung: 2016
Genre: Indie-Electronic-Pop
2019: Debüt EP „bright future“
Website: www.bagagemusic.com
Instagram / FB: bagagemusic