Alles Gute kommt oben: der exklusive Land Rover Discovery „Project Hero“ revolutioniert die Katastrophenhilfe. Die mobile Hightech-Schaltzentrale bietet neueste Drohnentechnologie und wurde speziell für das Österreichische Rote Kreuz entwickelt.
Fotos: Rotes Kreuz, Land Rover
Verschollen im Wald: ein Mountainbiker ist auf seiner Tour gestürzt und bleibt verletzt am Waldboden liegen. Er kann gerade noch einen Notruf absetzen, dann verliert er das Bewusstsein. Wo genau er sich befindet, wissen die Rotkreuz-Helfer nicht. Normalerweise würde sich nun ein Suchtrupp in Bewegung setzen, um das Waldgebiet zu durchkämmen, doch diesmal können die Helfer die Suche nach dem Verletzten beschleunigen. Zum Einsatz kommt erstmals eine Drohne.
Spezial Land Rover im österreichischen Noteinsatz
In Kooperation mit dem Österreichischen Roten Kreuz hat Land Rover im Rahmen des „Project Hero“ eine einzigartige rollende Kommandozentrale für Noteinsätze auf Basis des Discovery entwickelt. An Bord befindet sich modernste Kommunikationstechnologie inklusive einer Drohne mit acht Rotoren samt Wärmebildtechnik, um Menschen schneller orten zu können.
„Im Rettungseinsatz mit Drohnentechnologie arbeiten zu können, ist ein großer Schritt für uns.“
„Konnektivität ist heute wichtig im Leben. Ohne Verbindung fühlt man sich abgeschnitten. Bei Einsätzen ist das ähnlich“, erklärt Bundesrettungskommandant Gerry Foitik „Neue Kommunikationswege zu nutzen und Bilder von einer Drohne direkt auf das Commandbord übertragen zu können, ist für uns ein großer Schritt.“
Offroad-Kommunikationsfahrzeug plus Drohnenfunktion
Die Vision eines offroad-fähigen Kommunikationsfahrzeugs plus Drohnenfunktion hat das Österreichische Rote Kreuz motiviert, sich vor zwei Jahren bei einer Ausschreibung von Land Rover für ein Komplettfahrzeug zu bewerben. „Diese innovative Idee hat uns sehr gefallen “, sagt Sam Reeve von der Fachabteilung Special Vehicle Operations des britischen Herstellers Jaguar / Land Rover. „Bereits seit 1954 besteht zwischen Land Rover und dem Roten Kreuz eine Partnerschaft bei humanitären Projekten in 25 Ländern.
Testphase bis 2020
Als erstes fahrzeugbasierte Projekt hebt Project Hero Hilfseinsätze auf ein neues Level und gilt schon jetzt als Weg weisend für technische Weiterentwicklungen im Katastropheneinsatz.“ Mit der aktuellen Testphase bis 2020 nähert man sich dem Regelbetrieb, der – verläuft alles nach Plan – noch im selben Jahr starten sollte.
Ein moderner Allradantrieb mit einem Dreiliter-TDV6 und 190kW/ 258 PS sorgen dafür, dass es der Rotkreuz-Discovery auch in schwer zugängliche Gebiete schafft. Das Einsatzspektrum ist breit: als Leitfahrzeug, mobiler Kommandoposten sowie mit der Drohne für Such- und Rettungseinsätze oder zur Lageerkundung. Getestet werden verschiedenste Szenarien aktuell im Trainingszentrum in Eisenerz.
Scharfe Augen am Himmel
Die acht-rotorige Drohne mit einer starken Wärmebildkamera an Bord des Offroaders hat dem Rotkreuz-Discovery bisher wohl die größte Aufmerksamkeit beschert, zumal es bisher keine Drohnen im Rettungswesen gab und Einsätze damit tatsächlich beschleunigt werden können. Die Drohne vor Ort flugbereit zu machen dauert in der Regel fünf bis zehn Minuten. Zwei Operatoren sind am Werk – ein Pilot und ein Kamerabeobachter. Dank ihrer großen Reichweite kann die Drohne Personen in bis zu 440 Metern Entfernung lokalisieren und Fahrzeuge in einer Distanz von einem Kilometer identifizieren. Zudem lassen sich Menschen und Objekte einfach verfolgen. Dazu muss der Einsatzleiter nur das Ziel auf dem Touchscreen der Drohnensteuerung antippen und erhält sofort die entsprechenden Koordinaten.
Die Drohne als neuer Lebensretter
Auch der verletzte Mountainbiker im Wald kann auf diese Weise rasch gefunden werden. Die sensiblen Sensoren der Drohne identifizieren die Person durch das Blätterdach der Bäume hindurch. Dieses Mal war es nur eine Übung, doch im Ernstfall kann die rasche Ortung tatsächlich Menschenleben retten. „Die Drohne fliegt bis zu 150 Meter hoch. Damit haben wir einen guten Überblick und können bei Hochwasser einschätzen wie sich Wasser ausbreitet und welche Ortschaften gefährdet sind. Das gilt auch für den Lawinenfall“, erklärt Rotkreuz-Projektleiter Markus Glanzer.
Wie weit die Wärmebildkamera allerdings in den Schnee hinein messen kann und ob damit auch die Lokalisierung von Verschütteten möglich ist, wird die Testphase zeigen. Bis zu zwanzig Minuten kann die Drohne in der Luft bleiben – abhängig von örtlichen Gegebenheiten und der Witterung. Ist der Wind zu stark muss allerdings auch dieses leistungsstarke Gerät auf dem Boden bleiben. „Zwanzig Minuten hören sich nicht lange an, aber man kann in dieser Zeit ein relativ großes Gebiet absuchen“, erläutert Glanzer. „Die Drohne arbeitet mit GPS. Ist der Akku leer, fliegt sie zum Ausgangsort und kehrt aufgeladen zu dem Punkt zurück, wo die Suche unterbrochen wurde. Da die Drohne laut Luftfahrtrecht nur im Sichtbereich geflogen werden darf geht es um Distanzen von ein paar Hundert Metern. Daher lässt sich der Akku sehr schnell tauschen und die Flugzeit entsprechend verlängern.“
Schulung für High Tech Discovery
Das Fahrzeug verfügt über Kurzwellen-, Analog- und Digitalfunk, WLAN-Technik, Internet sowie Satellitentelefon-Equipment. „Auf jedem dieser Geräte müssen die Kollegen ausgebildet werden. Dazu kommen Schulungen zu Luftfahrtrecht und Drohnenflug. Diese Spezialausbildung der Austrocontrol haben bereits zehn Rotkreuz-Mitarbeiter erfolgreich abgeschlossen“, sagt Glanzer. Die frischen Drohnenpiloten absolvieren nun weitere Trainingsflüge, um später routiniert arbeiten zu können. Sobald das laufende Genehmigungsverfahren zum Einsatz der Drohne in Österreich abgeschlossen ist bedarf es auch keiner weiteren Genehmigung mehr für den Einsatz im freien Luftraum.
High Tech Discovery mit Standort Wien
Im ersten Moment mag es verwundern, dass der High Tech Discovery aktuell für den Standort Wien und nicht für alpine Regionen vorgesehen ist. Das liegt daran, dass die für dieses Fahrzeug geschulten Mitarbeiter mehrheitlich aus Wien und Umgebung kommen. Daher wird der Wagen nach Abschluss der Testphase eher bei Rettungseinsätzen in und rund um Wien zum Einsatz kommen – auch wenn es heißt, der Spezial Land Rover soll österreichweit zeigen, was er kann.
Weiterlesen:
– Interview Gerry Foitik / Bundesrettungskommandant Österreichies Rotes Kreuz
„Startschuss für Drohnen im Notfalleinsatz“
– Interview Sam Reeve / Special Vehicle Operations Land Rover Großbritannien
„Project Hero – Wir realisieren schnellere Hilfe für den Ernstfall“