Eine Gitarre – mehr braucht er eigentlich nicht. Der junge Wiener besingt bittersüße Niederlagen und verbreitet trotzdem gute Vibes. In seinen Liedern inhaliert man die Welt, sie erwischen uns in jeder Alltagssituation. Touché. Auf Felix Kramer haben wir gewartet.
Fotos: Hood / Phat Penguin
Du hast 2018 dein Debütalbum „Wahrnehmungssache“ veröffentlicht. Wie beschreibst du deine Musik?
Ich würd sagen, Lieder über unangenehme Sachen.
Ist deine Musik autobiographisch?
Das weiß ich nicht so wirklich. Klar kann man nur über das schreiben was einen beschäftigt – Kunst bleibt aber immer ein Stück weit abstrakt. Das ist so ein chaotischer Prozess, das is gar nicht so einfach den zu durchschauen.
Früher hast du auch in Reggae Bands gespielt. Fühlst du dich in mehreren Genres zuhause?
Ja absolut. Es kommen ja schon auf meinem Album unterschiedliche Stile vor, wenn man´s genau nimmt.
„Meine Kunst ist ein chaotischer und impulsiver Prozess.“
Wie kann man sich deine künstlerische Arbeit vorstellen? Wie entstehen deine Lieder und Texte?
Das ist wie gesagt sehr chaotisch und impulsiv. Ich bin eigentlich jeden Tag immer wieder dran, probiere Zeilen aus, Melodien – irgendwann gibt´s den Moment wo ich weiß, dass ich die Idee jetzt zu Ende bringen kann, und auch muss. Dann kann´s immer noch sehr gut sein, dass ich´s verwerfe aber wenn nicht, dann gibt´s ein neues Lied.
„Meine Musik? Lieder über unangenehme Sachen.“
Wer oder was inspiriert dich?
Das alltägliche Leben.
Hast du künstlerische Vorbilder?
Ja natürlich, eine endlose Liste. Das reicht vom Regisseur David Lynch zum Komponisten John Zorn – da wüsste ich jetzt nicht wo ich anfangen soll.
Wann hast du begonnen dich mit Musik zu beschäftigen?
Tatsächlich als kleines Kind. Mit fünf hab ich angefangen, Gitarre zu spielen, dann hab ich auch bald mal ein paar ganz peinliche Lieder geschrieben.
Da du in deinen Liedern auch Politisches thematisierst: Wie wichtig ist es als Künstler offen Stellung zu beziehen?
Das muss jeder für sich entscheiden – ich finde es persönlich extrem wichtig. Da sind grad echt gefährliche Leute in der Regierung, und ob das jetzt die Ausgrenzung von Minderheiten ist, Einschränkung der Pressefreiheit oder Benachteiligung von Frauen – da muss man dagegen Stellung beziehen, ob man jetzt Künstler ist oder nicht.
Wie beurteilst du die österreichische Musikszene?
Sehr, sehr gut. Da passiert grad so viel, ich bin ganz happy darüber.
Du arbeitest mit Produzent Hanibal Scheutz – Kontrabassist der Wiener Band 5/8erl in Ehr´n zusammen. Wie kam es dazu?
Ganz langweilig. Ich hab nach einem Produzenten gesucht und die Arbeit vom Hanibal auf der CD „Gut Lack“ von Wilfried hat mir sehr gut gefallen, dann haben wir uns mal getroffen und mega gut verstanden und dann war´s eh klar.
„Ohne Austausch stirbt die Kreativität.“
Wie wichtig ist dir der Austausch mit anderen Künstlern?
Sehr wichtig. Ich red ständig mit KünstlerInnen aus allen möglichen Sparten über meine und deren Arbeit. Ich glaub, man muss in einem Austausch sein, sonst stirbt die Kreativität.
Wie ist dein Künstlername Felix Kramer entstanden?
Pöchhacker fand ich als Künstlernamen immer schon etwas sperrig und meine Mama heißt Kramer. Also ganz einfach.
Welche Ausbildung hast du absolviert?
Ich hab Gitarre studiert am Konservatorium Wien (heißt jetzt MUK) und im Zuge dessen auch viel über Komposition gelernt.
Subtil im Schmäh. Kokett bei Niederlagen.
Hast du einen Plan B zur Musik?
Nein. Ich find´s auch lustig, dass man das als Musiker immer gefragt wird. Ich hab noch nie davon gehört, dass ein Bäcker gefragt wird ob er eh noch was anderes macht.
Hast du Lampenfieber vor einem Auftritt?
Also Lampenfieber wie man sich´s vorstellt nicht, es ist aber für mich sehr intensiv ein Konzert zu spielen und ich nehme das auch sehr ernst. Da kann´s dann schon auch einmal aufregend werden vorher.
Welchen Rat möchtest du jungen Musikern mit auf ihren Weg geben?
Mach das was du wirklich machen willst und was dich interessiert. Alles andere ist Zeitverschwendung.
An welchen Orten findet man dich heute in Wien?
Meistens zuhause. Und am Donaukanal, im Prater und in Kaffeehäusern.
Welche Erinnerung hast du an deine Fahrschulzeit?
Mein Fahrlehrer war wahrscheinlich der beste Fahrlehrer der Welt. Die Theoriestunden hab ich nicht ganz gepackt, das war schon sehr komisch, wieder in einem Klassenraum sitzen zu müssen.
Bist du beim ersten Mal durchgekommen?
Theorie ja, Praxis hab ich ein zweites Mal gebraucht.
Was sind deine Dont´s beim Autofahren?
Telefonieren oder smsn. Das is halt echt gefährlich…
Cruisen oder lieber Gas geben?
Kommt auf die Strecke an 😉 Generell fahre ich aber extrem langsam und vorsichtig.
Was nervt beim Autofahren?
Leute, die Stress machen – ob innerhalb oder außerhalb vom Auto.
Fluchst du beim Autofahren?
Kann schon vorkommen…
Deine größten Verkehrssünden?
Bin ein recht unbeschriebenes Blatt, was das angeht. Fahre sehr brav.
Auto besitzen, Carsharing, Fahrrad oder Öffis?
Also in Wien ein Auto zu besitzen ist in den meisten Fällen echt nicht wirtschaftlich. Ich fahr fast nur mit Fahrrad und Öffis.
Welches Auto fährst du privat?
Kommt drauf an wer mir eins borgtJ.
Ist alternative Mobilität ein Thema für dich?
Ja natürlich. Der Klimawandel ist echt. Und passiert schon längst.
Welche berühmte Persönlichkeit hättest du gerne bei einer langen Autofahrt an deiner Seite?
Jemanden, der gute Musik auflegt.
Die persönliche Felix Kramer Top-10-Tracklist für die Autofahrt:
- Movin Out – Billy Joel
- Soldier – Blind Boys of Alabama
- Redbone – Childish Gambino
- Maggies Farm – Bob Dylan
- Lord is it mine – Supertramp
- In the flesh – Pink Floyd
- St. Alfonsos Pancake Breakfast – Frank Zappa
- I’m looking through you – The Beatles
- La em Sao Paulo – Renata Rosa
- Cabral – Orchestra Baobab
Felix Kramer
Geburtstag & -ort: Wien
Ausbildung: Studium Konzertgitarre
Brotberuf: Musiker
Instrumente: Gitarre, Stimme