Melodischer kann die Sinnsuche nicht sein: Mit ihren melancholischen Pop-Balladen hat die Band Tagtraeumer die Charts im Eiltempo erobert. Klingt zwar mehr nach Deutschland als nach Österreich, aber wurscht. Tagtraeumer schenkt uns Ohrwürmer, die es im Kopf richtig schön kribbeln lassen.
Eine Plauderei mit Songwriter und Frontman Thomas Schneider.
Fotos: Tagtraeumer
movin4LIFE: Wie hat Tagtraeumer zusammengefunden?
Thomas: Kevin hat mich bei der Talentshow „Die große Chance“ gesehen und dann direkt über Facebook angeschrieben ob wir uns treffen wollen. Einige Tage später war’s dann soweit und wir haben direkt angefangen gemeinsam Musik zu machen.
Die Erinnerung an den ersten Auftritt:
Unser erster öffentlicher Auftritt war in einem Irish Pub am Semmering vor fünfzig Leuten. Ich kann die Nervosität noch immer spüren als ob es gestern gewesen wäre. So etwas vergisst man, denk ich, niemals!
Wie war es für euch so schnell so erfolgreich zu werden?
Hektisch. Man ist mittendrin und eilt von Termin zu Termin, ist kaum jemals alleine und hat keine Zeit das, was über einen hereinbricht, in Ruhe zu verarbeiten.
Im Jahr 2015 seid ihr mit dem Amadeus Award als beste Band ausgezeichnet worden. Was bedeuten euch solche Ehrungen?
Sie sind eine schöne Bestätigung dafür, dass das, was man macht, auf Resonanz stößt. Nicht mehr, nicht weniger. Man wird kein besserer Musiker, nur weil man eine Auszeichnung bekommt.
Habt Ihr einen Plan B zur Musik?
Naja, ein paar von uns studieren noch (Alex, Tobi), aus ihnen kann ja noch ‚was werden☺. Matthias ist Biobauer, Kevin produziert und schreibt Musik, wie ich auch.
Wer oder was inspiriert Euch?
Alles. Du musst nur mit offenen Augen durchs Leben gehen. Da findet sich genug Stoff. Sehr oft kommen die Geschichten auch aus dem eigenen Leben.
Wie entstehen die Songs?
Meistens entstehen sie durch eine spontane Idee, ausgelöst durch einen Filmdialog, Gespräche oder Erinnerungen. Dann geht’s direkt an die Gitarre oder ans Piano und ich schreibe bis ich müde werde. Am nächsten Tag macht man entweder weiter oder man findet die Idee nicht mehr so gut.
„Musik ist für mich Selbsttherapie.“
Sind eure Lieder Fiktion oder stecken eigene Erinnerungen darin?
Teils, teils. Jedes Lied entspringt der Wahrheit. Von dort an ist der Song eine Reise, die entweder in die tiefsten Erinnerungen führt oder in die Was-wäre-wenn-Fantasiewelt. Unser zweites Album basiert mehr auf Erinnerungen als das erste Album, in dem ich meiner Fantasie mehr Raum gegeben habe. Am Ende ist Musik für mich aber eines: und zwar Selbsttherapie. Deswegen auch weg von der Fiktion – rein in die Wahrheit. Natürlich sind auch wir ein wenig älter geworden und ich meine, dass man gerade in unserem Alter 20+ sehr viel Veränderung erlebt. Diese spürt und hört man dann auch in der Musik.
Gibt es Favoriten unter den eigenen Songs?
Meine Favoriten auf dem neuen Album sind Liebe = X, Zeit, Metronom und
Bonnie & Clyde.
Hast du Lampenfieber vor einem Auftritt?
Ja, das gehört dazu. Aber das ist ein schönes Gefühl. Eine Spannung, keine Angst.
Gab es schon mal Pannen bei einem Konzert?
Oh ja! Einmal haben wir den Bass von Alex vor dem Auftritt versteckt; wir standen schon auf der Bühne und haben einfach schon mal ohne ihn begonnen, während er backstage hektisch auf der Suche war. War gar nicht lustig. Für ihn zumindest.
Ist die Entscheidung bundesdeutsch zu singen, eine Strategische, um einen größeren Markt zu erreichen oder ist das Bundesdeutsche eine Herzenssache?
Nein – ich zocke gerne Online-Games und chatte daher sehr viel mit deutschen Spielern. Ich habe ein Mikro vor dem Mund, und da kommt plötzlich dieses Idiom aus mir heraus. Keine Ahnung, wie das passiert, ich wechsle den Dialekt jedenfalls nicht bewusst. Viele meiner Online Freunde sind auch Schweden. Vielleicht hört man demnächst Tagträumer auf Schwedisch ☺.
Wie relevant ist es als österreichische Band wahrgenommen zu werden?
Mir ist egal, woher eine Band bzw. ein Musiker, den ich mag, kommt. Entweder finde ich’s gut oder eben nicht, Musik trägt ja kein Mascherl. Wir sind aber nun einmal Österreicher und leben gerne hier. Also sind wir eine österreichische Band. Punkt. Aber unsere Herkunft nehmen wir nicht wichtig und definieren uns auch nicht darüber.
Wie beurteilt Ihr die österreichische Musikszene?
Sie ist super lebendig und kreativ! Wir haben großartige Musiker, die über die Grenzen und in allen Genres zu begeistern wissen, und bei Festivals als Headliner auf der Bühne stehen. Das kommt endlich auch wieder bei den Leuten und in den Medien an, was ich schön finde.
Wo liegt aktuell Euer Lebensmittelpunkt?
Südoststeiermark – Südburgenland.
Thomas über das autonome Fahren:
„Lieber Autofahren als von einem Auto gefahren zu werden.“
Eure liebsten Plätze in Wien?
Die Donauinsel, der Donaukanal.
Welche konkreten Pläne habt ihr aktuell?
Wir haben noch etliche Konzerte vor uns, planen eine unplugged Tour im Herbst und denken schon über neue Tagtraeumer Songs nach. Wann die fertig sein werden, das steht noch in den Sternen.
„Du stehst auf Lamborghini, ich auf Ferrari…“ ist eine der Textzeilen des Songs „Unendlich gleich“. Magst du privat auch schnelle Autos?
Ich liebe schöne und schnelle Autos, bin aber mit meinem VW Golf 7 ein rundum zufriedener Mensch.
Welche Erinnerung hast du an die Fahrschulzeit?
Tatsächlich nur positive. Ich erinnere mich an die erste Autobahnfahrt in einem Audi TT Cabrio. Das war ein sehr schönes Gefühl als Fahrschüler.
Bist du beim ersten Mal durchgekommen?
Nein. Haha. Bei der ersten theoretischen Prüfung war ich mir einfach viel zu sicher und dachte, das schaff´ ich mit links. Am Ende war es dann Anlauf Nummer 2. Tut aber bestimmt auch nicht weh das alles etwas länger zu lernen.
Was sind deine Dont´s beim Autofahren?
Ich denke, es soll jeder so fahren wie er fahren kann. Das Problem dabei ist, dass sich eben einige überschätzen oder meinen, es sei vertretbar während des Fahrens einen Aufsatz auf Whatsapp zu schreiben. Bringt euch selbst nicht unnötig in Gefahr und erst recht keine anderen. Ein riesiges Don’t für mich sind auch Spurhalteassistenten und der ganze selbstfahrende Spaß. Lieber Auto fahren, als von einem Auto gefahren zu werden.
Cruisen oder lieber Gas geben?
Ganz klar Cruisen!
Was nervt beim Autofahren?
Autobahnfahrer, die das Rechtsfahrgebot bis heute nicht verstanden haben.
Fluchst du beim Autofahren?
In Extremsituationen. Mein letzter Aufreger war auf der A2 südlich raus aus Wien. Der Kleinbus vor mir auf der Überholspur war mit kaputten Bremslichtern unterwegs. Seine Vollbremsung war dann etwas unerwartet. ABS sei Dank!
Deine größten Verkehrssünden?
Gibt’s keine 😀
Auto besitzen, Carsharing, Fahrrad oder Öffis?
Im tiefst südlichen Burgenland – Auto. In Wien Öffis und zu Fuß.
Gibt es bei euch Tourbus-Partys?
Natürlich. Auf Tour fährt man meistens direkt nach der Show weiter. Die überschüssige Energie kommt dann im Tourbus raus.
Welchen Star hättest du gerne bei einer langen Autofahrt an Eurer Seite?
Falco. Hätte ihn einfach gern mal kennen gelernt.
Die persönliche Tagtraeumer Top-10-Tracklist für die Autofahrt
- Lauv – Easy Love
- NF – Let You Down
- 30 Seconds To Mars – Dangerous Night
- Linkin Park – Sharp Edges
- Eden – Wake Up
- Eden – Gravity
- Witt Lowry – Kindest Regards
- Witt Lowry – Movies
- Chelsea Cutler – Giving Up Ground
- Emmit Fenn – Modern Flame
INFO
Tagtraeumer Frontman: Thomas Schneider
Geburtstag & -ort: 22.07.1993, Oberpullendorf
Brotberuf: Songwriter / Musiker
Instrumente: Gesang / Piano / Gitarre