Generation Clash aus Spaß an der Freud´
Vater und Sohn auf einer Bühne – das funktioniert. Mit Worried Man & Worried Boy ist Herbert und Sebastian Janata ein musikalisches Generationenprojekt gelungen. Punkig und schrammelig haben die beiden Vollblutmusiker Lieder der „Worried Man Skiffle Group“ ins Heute geholt.
Fotos: Mélanie Eugénie Ziegler
movin4LIFE: Wie fühlt es sich an gemeinsam mit dem Vater auf der Bühne zu stehen?
Sebastian: Es macht gefühlsmäßig keinen Unterschied. Auf der Bühne zählt nur die Musik. Wenn alles rund läuft, ist es egal ob Vater, Mutter, Kollege oder Katze. Du freust dich einfach, dass jemand mit dir auf der gleichen musikalischen Wellenlänge surft.
Wie fühlt es sich an, gemeinsam mit dem Sohn auf der Bühne zu stehen?
Herbert: Auf der Bühne zu stehen und positive Energie mit dem Publikum auszutauschen, waren die absoluten Highlights meiner bisherigen Musikerlaufbahn. Das jetzt gemeinsam mit meinem Sohn zu erleben, ist für mich die absolute Krönung.
Wie ist euch die Idee zur Worried man & Worried Boy gekommen?
S: Unspektakulär. Auf einer Party haben wir gemeinsam ein paar Lieder der Worried Men Skiffle Group gespielt. Das machte solchen Spaß, dass wir beschlossen eine gemeinsame Platte aufzunehmen.
Es heißt, Kinder sollten irgendwann die Eltern überflügeln. Passt diese Aussage zu euch?
H: Ich war mein Leben lang äußerst engagierter Amateur, Sebastian ist ein überaus begabter Profi.
S: Engagierter, begabter Profi bitte!
Ist es leicht, sich für den Beruf des Musikers zu entscheiden, wenn der Vater erfolgreicher Musiker ist?
S: Auf diesem Weg spielt Glück eine größere Rolle als die der Eltern. Was mir sicher geholfen hat, war, dass ich von Anfang an einen direkten Zugang zur Musik hatte. Schon als Kleinkind durfte ich zur Freude meiner Eltern Schlagzeug auf unseren Kochtöpfen üben. Ich persönlich hoffe ja, dass meine Kinder um Gottes Willen unmusikalisch werden!
Worried Man & Worried Boy:
„Unser Gefühl vor einem Auftritt: wann geht es endlich los?“
Sebastian, du bist mit der Musik der Worried Men Skiffle Group aufgewachsen. Haben dir diese Lieder immer schon gefallen?
S: Ja! vor allem fand ich diese fünf Charaktere auf der Bühne faszinierend, zu sehen wie alle Instrumente zu einem Ganzem verschmelzen und wie das Publikum darauf reagiert. Das hat mich beeindruckt. Ich glaube, ich wollte schon unbedingt Live-Musiker werden, bevor ich überhaupt wusste, was das genau ist.
Wie gelang es, diese Lieder ins Heute zu übertragen?
S: Mein Vater hat mich in meinem Studio in Berlin besucht und dort haben wir entspannt an Demos gebastelt. Ich finde ja, dass die Lieder auf unserer Platte eigentlich kaum moderner daher kommen, sie sind lediglich anders arrangiert.
Ihr habt auch bis dato unbekannte Lieder deines Vaters aus der Schublade geholt. Hattet ihr dabei mehr Interpretationsspielraum als bei bekannten Nummern?
S: Ja. Man hat viel mehr Platz, was die Sache aber auch zu einer größeren Herausforderung macht, weil man praktisch unendlich viele Möglichkeiten hat, den Song zu gestalten.
Das Lied „Der schönste Mann von Wien“ wurde zum youtube-Hit mit über 205.000 Klicks. War das die Bestätigung für das Generationenprojekt?
S: Eine Art Bestätigung war es schon.
Das Lied ist ja uralt. Ich glaube der
Text stammt aus dem 19. Jahrhundert.
Wie wichtig war es für dich, deinem Sohn die Liebe zur Musik weiter zu geben?
H: Für mich war es selbstverständlich, alles in meiner Macht stehende zu tun um Sebastians musikalische Motivation und Entwicklung so gut ich konnte zu unterstützen.
Hat Sebastian Musikunterricht von dir bekommen?
H: Ich habe mich bemüht dafür zu sorgen, dass Sebastian den bestmöglichen Musikunterricht bekommt und da gab es viel bessere Lehrer als ich es gewesen wäre.
Sebastian, wann hast du deine Liebe zur Musik bewusst entdeckt?
S: Mit 13 Jahren habe ich begonnen mit anderen Menschen Musik zu machen und habe dabei bemerkt, dass es für mich nichts Aufregenderes gibt, als auf der Bühne zu stehen. Mir geht es ja auch vielmehr um die Musik als Mittel zum Zweck der Selbstdarstellung!
Welche Erinnerungen habt ihr an euren allerersten Auftritt?
S: Ich war ausnahmsweise sehr nervös, was mittlerweile nur mehr selten vorkommt. Meine Nervosität steht auch meistens indirekt proportional zur Publikumszahl. Auf einer Riesenbühne vor 4000 Leuten tu ich mir viel leichter, als in einem kleinen Raum ohne Bühne vor 30 Menschen.
Welche österreichischen Musiker taugen euch?
S: Da gibt es zum Beispiel Nino aus Wien oder Wolfgang Möstl. Musikerinnen, die in der Fragestellung leider ausgelassen wurden, mag ich auch einige: Soap & Skin, Clara Luzia, Aivery, Katarina Trenk von den Sex Jams, Natalie Ofenböck, Fijuka, Chra, Cherry Sunkist, Monsterheart und viele andere, die mir leider gerade nicht einfallen.
Wie wichtig ist die Meinung des jeweils anderen?
H: Genau so wichtig wie die eigene.
Welches Lied deines Vaters gefällt dir am besten und warum?
S: „I wü owa I trau mi net“ ist einer meiner Favoriten. Das Lied ist schon fast ein Popsong!
Herbert, hast du einen Favoriten auf dem gemeinsamen Album?
H: Der schönste Mann von Wien.
Gefällt dir die Musik von Ja, Panik?
H: Von Anfang an und von Album zu Album immer besser.
Ja, Panik zählt zu den wichtigsten Bands im deutschsprachigen Raum. Kann man davon leben?
S: Ich hab meine Jobs neben Ja, Panik. Viele Jahre habe ich zwar davon gelebt, mal schlechter, mal besser. Irgendwann habe ich eingesehen, dass es die ganze Sache entspannter und schöner macht, wenn ich finanziell nicht von meiner Musik abhängig bin. Man geht das Ganze dann nicht so verbissen an.
Wie beurteilt ihr die österreichische Musikszene?
H: Es tut sich endlich wieder was.
S: Ich kann leider kein richtiges Urteil fällen. Seit ich in Berlin wohne, immerhin schon seit sechs Jahren, fehlt mir ein bisschen der Über- und Einblick.
Sebastian, was läuft in der deutschen Musikszene anders?
S: Die deutsche Musikszene ist professioneller und emotionsloser. In Österreich ist ständig irgendjemand beleidigt. In Deutschland wird die Musikszene vielmehr als Business begriffen und behandelt. Das hat natürlich auch seine Schattenseiten.
Zurück nach Österreich. Welche Erinnerungen habt ihr an eure Fahrschulzeit?
H: Nie wieder war es so aufregend und spannend hinter dem Lenkrad zu sitzen und durch die Wiener Innenstadt zu fahren.
S: Für mich war die Zeit sehr angenehm, da ich das Glück hatte mit Freunden die Theoriestunden zu absolvieren. Was ich da allerdings an Diskriminierung gegenüber Frauen mitbekommen habe, da wird mir jetzt noch übel.
Seid ihr gleich beim ersten Mal durchgekommen?
H: Erst beim zweiten Versuch.
S: Ja. Bei der Praxis hatte ich Glück, weil wir gleich zu Beginn in eine Baustelle auf der Bundestraße gekommen sind, bei der die Bauarbeiter vergessen hatten die 30er Beschränkung wieder aufzuheben. Somit sind wir dann, denn das musste ich ja, mit 30 km/h über die Bundestraße getuckelt und schon war die Prüfungszeit vorbei.
Seid Ihr gute Autofahrer?
H: Ich denke schon.
S: Oft sind das ja die gefährlichsten Fahrer*Innen. Die, die sich als gute Autofahrer*Innen einschätzen.
Sebastian:
„Ich wollte schon Live-Musiker werden, bevor ich überhaupt wusste, was das genau ist.“
Hat jeder von euch ein eigenes Auto?
H: Ich fahre das Auto meiner Tochter.
S: Ich hatte für ein halbes Jahr eines. Jetzt nicht mehr zum Glück! Damit hatte ich wirklich Pech. Nach ständig notwendigen Reparaturen und unzähligen Wutanfällen im Berliner Stadtverkehr betrachte ich mich als vorerst geheilt vom Wunsch nach dem eigenen Auto.
Eigenes Auto, Carsharing oder besser Radfahren und zu Fuß gehen?
S: Das kommt ganz drauf an, wo man wohnt. Ein Auto innerhalb Wiens zum Beispiel braucht kein Mensch. Das ist purer Luxus. Ansonsten: Natürlich das Fahrrad!
Wann macht Autofahren Spaß?
H: Immer wenn ich gut drauf bin.
Seid ihr im Verkehr schon mal in eine gefährliche Situation geraten?
S: Wir hatten gemeinsam einen Auffahrunfall und sind mit nur 30 km/h einem BMW aufgefahren. Dabei habe ich nicht nur gelernt, wie heftig ein Aufprall bei bereits 30 km/h sein kann, sondern vor allem, wie wichtig der Mindestabstand ist. Seitdem passe ich echt extrem gut auf. Es gibt keinen unnötigeren Scheiß, als sich im Straßenverkehr zu verletzen.
Was nervt beim Autofahren?
S: Rücksicht- und Disziplinlosigkeit. Leute, die das Leben anderer aufs Spiel setzen um zwei Sekunden früher ans Ziel zu kommen.
Eure größten Verkehrssünden?
H: Manchmal in Gedanken versunken etwas zu schnell (aber immer seltener).
S: Ich finde ja texten während des Autofahrens ganz arg. Nicht selten hab ich schon LKW-Fahrer auf der Autobahn Zeitunglesen gesehen.
Welche Stars würdet ihr gern mal im Auto mitnehmen und warum?
H: Ich würde mich lieber von einem Star mitnehmen lassen, dann könnte ich lockerer kommunizieren.
Welche Zukunftspläne gibt es für Worried Men & Worried Boy?
S: Wir möchten gerne ein weiteres Album aufnehmen. Diesmal allerdings nur mit Neukompositionen.
Was plant ihr konkret für das kommende Jahr?
S: Einen Sommerhit!
Was planst du mit deiner Band Ja, Panik für die nächste Zeit?
S: Wir arbeiten zurzeit an einem neuen Album.
Du lebst mittlerweile in Berlin.
Was magst du an der Stadt?
S: Ich habe seit ich in Berlin wohne, das Gefühl, mitten in der Welt zu leben. Es ist eine sehr offene Stadt, mit vielen Möglichkeiten und viel Platz.
Letzten Endes, Wien oder doch Berlin?
S: New York!
Worried Man & Worried Boy – INFO
Herbert Janata musizierte 54 Jahre lang mit der Worried Men Skiffle Group („Glaubst i bin bled“). Sein Sohn Sebastian macht als Schlagzeuger der Band „Ja, Panik“ Karriere. Das gemeinsame Album als Worried Man & Worried Boy ist 2015 bei Problembär Records erschienen.
Herbert Janata
Geburtstag/ -ort: 21. Juli 1940, Wien
Instrument: Gitarre, Kazoo
Motto: Keep swingin´!
Sebastian Janata
Geburtstag/ -ort: vertraulich
Instrument: Alles ein bisschen
Motto: Hast du eine Mutter, dann hast du immer Butter.
Worried Men & Worried Boy Top-10 Tracklist für unterwegs
- Kris Kristofferson / Me and Bobby McGee
- Bob Dylan / Don´t think twice, it´s allright
- Buffy Sainte-Marie / Universal Soldier
- Shel Silverstein/ Unicorn
- Qualtinger / Der gschupfte Ferdl
- Joe Zawinul / Mercy, Mercy, Mercy
- Karl Hodina / Herrgott aus Sta
- Ja, Panik / Nevermind
- Jelly Roll Morton / The Chant
- Marianne Faithful / Love is Teasing